Erhebung und Typisierung berufsbegleitender und dualer Studienangebote
Hintergrund des Projekts
Im Verhältnis zu grundständigen Vollzeit-Studiengängen führten berufsbegleitende Studienangebote in Deutschland bislang ein Schattendasein. Für beruflich qualifizierte Studienaspirant(inn)en ohne schulische Studienberechtigung mangelte es in der Vergangenheit an Möglichkeiten des Zugangs zur Hochschule. Traditionelle Vollzeit-Studienangebote können für Berufs- und Familientätige kaum das Kriterium der Studierbarkeit erfüllen und sind daher für diese Zielgruppen wenig attraktiv.
Aus mehreren Gründen ist die Aufmerksamkeit für berufsbegleitende und duale Qualifizierungsangebote gewachsen: In Folge des technologischen und organisatorischen Wandels erweisen sich berufliche Erstqualifikationen für die Dauer eines Berufslebens immer weniger als dauerhaft beständig. Wissenschaftsbasierte Weiterbildung im Sinne des lebenslangen Lernens wird für Betriebe, Beschäftigte und die Volkswirtschaft zu einer ökonomischen und sozialen Herausforderung, von der die jeweiligen Zukunftschancen abhängen. Zudem geht die Arbeitsmarkt- und Berufsforschung einhellig davon aus, dass auf Deutschland in den nächsten Jahren - vor allem demographisch bedingt - ein struktureller Mangel an hoch qualifizierten Fachkräften zukommt, der durch einen verstärkten Zugang von Studienaspirant(inn)en über die klassischen Zugangswege zur Hochschule nicht zu kompensieren sein wird.
Mit dem Beschluss der KMK zum Hochschulzugang für beruflich qualifizierte Bewerber ohne schulische Hochschulzugangsberechtigung im März 2009 ist die rechtliche Basis für eine extensivere Nutzung berufsbegleitender und dualer Studienangebote geschaffen. Neben der beruflichen Erstausbildung sowie Fortbildungen und den grundständigen Studienangeboten werden daher berufsbegleitende Studienangebote an Bedeutung gewinnen, die es erlauben, Arbeit, Studium und Familie miteinander zu vereinbaren und ggf. zu verknüpfen. Derartige Studienangebote bergen das Potential, die in Deutschland traditionell voneinander abgeschotteten Systeme der Hochschul- und der Berufsbildung durchlässiger zu gestalten und somit auch zur sozialen Balance im Sinne der Lissabon Agenda beizutragen.
Ziele des Projekts
Ein Ziel des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekts war, Informationslücken im Bereich der berufsbegleitenden und dualen Hochschulbildung zu schließen und wissenschaftliche Erkenntnisse zur gezielten Förderung von zukunftsweisenden Weiterbildungsmodellen zur Verfügung zu stellen. Zu diesem Zweck wurde von HIS erstmals das Gesamtangebot an berufsbegleitenden und dualen Studienprogrammen von deutschen Hochschulen, Berufsakademien und außeruniversitären Forschungseinrichtungen erfasst - vom dreitägigen Kurs bis zum kompletten Studiengang. Diese umfassen auch die dualen Studiengänge, die mit Unterstützung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) erhoben wurden. Duale Studiengänge haben zwar eher grundständigen Charakter, können aber durch ihre innovative Verbindung von Berufstätigkeit und Studium zur Inspiration für andere Formen von Studienangeboten dienen.
Die Auswertung der erhobenen Daten ermöglicht eine differenzierte Darstellung des Gesamtangebots an berufsbegleitenden und dualen Studienprogrammen nach einer Vielzahl von Merkmalen (Fachgebiet, Abschlussart, Zugangsvoraussetzungen, Studienorganisation, Lehr- und Lernformen, Beratungsformen, Anrechnungsmöglichkeiten, Kooperationsformen). Auf der Grundlage der erhobenen Daten wurde eine Typisierung entwickelt, die das relativ heterogene Gesamtangebot an berufsbegleitenden und dualen Studienprogrammen nach ausgewählten Merkmalen zu klassifizieren versucht. Außerdem wurden Daten zu ausgewählten Qualitätsdimensionen von Studienangeboten erfasst und ausgewertet.
Methode
Die Erhebung der Studienangebote erfolgte auf vier Wegen: Zunächst wurden mittels einer umfassenden Internetrecherch die wichtigsten Merkmale der Studienangebote erfasst. In einem zweiten Schritt wurden durch eine Online-Befragung Merkmale erhoben, die nicht im Internet zugänglich sind. Parallel dazu wurden drittens die bereits vorhandenen Datenbanken zu Weiterbildungsangeboten in geeignetem Maße in die Erhebung einbezogen. In einem letzten Schritt wurden den beteiligten Institutionen die erfassten Daten zu einer Validitätsprüfung zugeschickt, um diese auf Vollständigkeit und Richtigkeit überprüfen zu lassen.